ReLast - Klassik


Geschichten


Godot

Estragon: Komm, wir gehen!
Wladimir: Wir können nicht.
Estragon: Warum nicht?
Wladimir: Wir warten auf Godot.
Estragon: Ah!

(Warten auf Godot)

Alles ändern

Ein furchtbarer Sturm kam auf. Der Orkan tobte. Das Meer wurde aufgewühlt und meterhohe Wellen brachen sich ohrenbetäubend laut am Strand. Nachdem das Unwetter langsam nachließ, klarte der Himmel wieder auf. Am Strand lagen aber unzählige von Seesternen, die von der Strömung an den Strand geworfen waren.

Ein kleiner Junge lief am Strand entlang, nahm behutsam Seestern für Seestern in die Hand und warf ihn zurück ins Meer.

Da kam ein Mann vorbei. Er ging zu dem Jungen und sagte: “Du dummer Junge! Was du da machst ist vollkommen sinnlos. Siehst du nicht, dass der ganze Strand voll von Seesternen ist? Die kannst du nie alle zurück ins Meer werfen! Was du da tust, ändert nicht das Geringste!”

Der Junge schaute den Mann einen Moment lang an. Dann ging er zu dem nächsten Seestern, hob ihn behutsam vom Boden auf und warf ihn ins Meer. Zu dem Mann sagte er: “Für ihn ändert es alles!”

Der kleine Prinz, zähmen

In diesem Augenblick erschien der Fuchs: "Guten Tag", sagte der Fuchs. "Guten Tag", antwortete höflich der kleine Prinz, der sich umdrehte, aber nichts sah. "Ich bin da", sagte die Stimme, "unter dem Apfelbaum ..." "Wer bist du?" sagte der kleine Prinz. "Du bist sehr hübsch ... " "Ich bin ein Fuchs", sagte der Fuchs. "Komm und spiel mit mir", schlug ihm der kleine Prinz vor. "Ich bin so traurig ..." "Ich kann nicht mit dir spielen", sagte der Fuchs. "Ich bin noch nicht gezähmt!" "Ah, Verzeihung!" sagte der kleine Prinz. Aber nach einiger Überlegung fügte er hinzu: "Was bedeutet das: ,zähmen'?"

"Du bist nicht von hier", sagte der Fuchs, "was suchst du?"

"Ich suche die Menschen", sagte der kleine Prinz. "Was bedeutet ,zähmen'?"

"Die Menschen", sagte der Fuchs, "die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig. Sie ziehen auch Hühner auf. Das ist ihr einziges Interesse. Du suchst Hühner?"

"Nein", sagte der kleine Prinz, "ich suche Freunde. Was heißt ,zähmen'?"

"Zähmen, das ist eine in Vergessenheit geratene Sache", sagte der Fuchs. "Es bedeutet: sich vertraut machen "

"Vertraut machen?"

"Gewiß", sagte der Fuchs. "Du bist für mich noch nichts als ein kleiner Knabe, der hunderttausend kleinen Knaben völlig gleicht. Ich brauche dich nicht, und du brauchst mich ebensowenig. Ich bin für dich nur ein Fuchs, der hunderttausend Füchsen gleicht. Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt ..."

"Ich beginne zu verstehen", sagte der kleine Prinz. "Es gibt eine Blume ... ich glaube, sie hat mich gezähmt ..."

"Das ist möglich", sagte der Fuchs. "Man trifft auf der Erde alle möglichen Dinge ..."

"Oh, das ist nicht auf der Erde", sagte der kleine Prinz.

Der Fuchs schien sehr aufgeregt: "Auf einem anderen Planeten?" – "Ja."

"Gibt es Jäger auf diesem Planeten?" – "Nein."

"Das ist interessant! Und Hühner?" – "Nein."

"Nichts ist vollkommen!" seufzte der Fuchs. Aber der Fuchs kam auf seinen Gedanken zurück: "Mein Leben ist eintönig. Ich jage Hühner, die Menschen jagen mich. Alle Hühner gleichen einander, und alle Menschen gleichen einander. Ich langweile mich also ein wenig. Aber wenn du mich zähmst, wird mein Leben wie durchsonnt sein. Ich werde den Klang deines Schrittes kennen, der sich von allen andern unterscheidet. Die anderen Schritte jagen mich unter die Erde. Der deine wird mich wie Musik aus dem Bau locken. Und dann schau! Du siehst da drüben die Weizenfelder? Ich esse kein Brot. Für mich ist der Weizen zwecklos. Die Weizenfelder erinnern mich an nichts. Und das ist traurig. Aber du hast weizenblondes Haar. Oh, es wird wunderbar sein, wenn du mich einmal gezähmt hast! Das Gold der Weizenfelder wird mich an dich erinnern. Und ich werde das Rauschen des Windes im Getreide liebgewinnen."

Der Fuchs verstummte und schaute den Prinzen lange an: "Bitte ... zähme mich!" sagte er.

"Ich möchte wohl", antwortete der kleine Prinz, "aber ich habe nicht viel Zeit. Ich muß Freunde finden und viele Dinge kennenlernen."

"Man kennt nur die Dinge, die man zähmt", sagte der Fuchs. "Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgend etwas kennenzulernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften. Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr. Wenn du einen Freund willst, so zähme mich!"

"Was muß ich da tun?" sagte der kleine Prinz.

"Du mußt sehr geduldig sein", antwortete der Fuchs.

"Du setzt dich zuerst ein wenig abseits von mir ins Gras. Ich werde dich so verstohlen, so aus dem Augenwinkel anschauen, und du wirst nichts sagen. Die Sprache ist die Quelle der Mißverständnisse. Aber jeden Tag wirst du dich ein bißchen näher setzen können ..."

Am nächsten Morgen kam der kleine Prinz zurück.

"Es wäre besser gewesen, du wärst zur selben Stunde wiedergekommen", sagte der Fuchs. "Wenn du zum Beispiel um vier Uhr nachmittags kommst, kann ich um drei Uhr anfangen, glücklich zu sein. Je mehr die Zeit vergeht, um so glücklicher werde ich mich fühlen. Um vier Uhr werde ich mich schon aufregen und beunruhigen; ich werde erfahre, wie teuer das Glück ist. Wenn du aber irgendwann kommst, kann ich nie wissen, wann mein Herz da sein soll ... Es muß feste Bräuche geben."

"Was heißt ,fester Brauch?'"

"Auch etwas in Vergessenheit Geratenes", sagte der Fuchs. "Es ist das, was einen Tag vom andern unterscheidet, eine Stunde von den andern Stunden. Es gibt zum Beispiel einen Brauch bei meinen Jägern. Sie tanzen am Donnerstag mit dem Mädchen des Dorfes. Daher ist der Donnerstag der wunderbare Tag. Ich gehe bis zum Weinberg spazieren. Wenn die Jäger irgendwann einmal zum Tanze gingen, wären die Tage alle gleich und ich hätte niemals Ferien."

So machte denn der kleine Prinz den Fuchs mit sich vertraut. Und als die Stunde des Abschieds nahe war:

"Ach!" sagte der Fuchs, "ich werde weinen."

"Das ist deine Schuld", sagte der kleine Prinz, "ich wünschte dir nichts Übles, aber du hast gewollt, daß ich dich zähme ..."

"Gewiß", sagte der Fuchs.

"Aber nun wirst du weinen!" sagte der kleine Prinz.

"Bestimmt", sagte der Fuchs.

"So hast du also nichts gewonnen!"

"Ich habe", sagte der Fuchs, "die Farbe des Weizens gewonnen."

Dann fügte er hinzu: "Geh die Rosen wieder anschauen. Du wirst begreifen, daß die deine einzig ist in der Welt. Du wirst wiederkommen und mir adieu sagen, und ich werde dir ein Geheimnis schenken."

Der kleine Prinz ging, die Rosen wiederzusehn: "Ihr gleicht meiner Rose gar nicht, ihr seid noch nichts", sagte er zu ihnen. "Niemand hat sich euch vertraut gemacht und auch ihr habt euch niemandem vertraut gemacht. Ihr seid, wie mein Fuchs war. Der war nichts als ein Fuchs wie hunderttausend andere. Aber ich habe ihn zu meinem Freund gemacht, und jetzt ist er einzig in der Welt."

Und die Rosen waren sehr beschämt.

"Ihr seid schön, aber ihr seid leer", sagte er noch. "Man kann für euch nicht sterben. Gewiß, ein Irgendwer, der vorübergeht, könnte glauben, meine Rose ähnle euch. Aber in sich selbst ist sie wichtiger als ihr alle, da sie es ist, die ich begossen habe. Da sie es ist, die ich unter den Glassturz gestellt habe. Da sie es ist, die ich mit dem Wandschirm geschützt habe. Da sie es ist, deren Raupen ich getötet habe (außer den zwei oder drei um der Schmetterlinge willen). Da sie es ist, die ich klagen oder sich rühmen gehört habe oder auch manchmal schweigen. Da es meine Rose ist."

Und er kam zum Fuchs zurück: "Adieu", sagte er ...

"Adieu", sagte der Fuchs. "Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

"Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar", wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.

"Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig."

"Die Zeit, die ich für meine Rose verloren habe ...", sagte der kleine Prinz, um es sich zu merken.

"Die Menschen haben diese Wahrheit vergessen", sagte der Fuchs. "Aber du darfst sie nicht vergessen. Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Rose verantwortlich ..."

"Ich bin für meine Rose verantwortlich ...", wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.

Der kleine Prinz, Antoine de Saint Exupéry

Invictus

Out of the night that covers me,
Black as the pit from pole to pole,
I thank whatever gods may be
For my unconquerable soul.

In the fell clutch of circumstance
I have not winced nor cried aloud.
Under the bludgeonings of chance
My head is bloody, but unbowed.

Beyond this place of wrath and tears
Looms but the horror of the shade,
And yet the menace of the years
Finds and shall find me unafraid.

It matters not how strait the gate,
How charged with punishments the scroll,
I am the master of my fate:
I am the captain of my soul.

William Ernest Henley

Unbezwungen

Aus dieser Nacht die mich umhüllt,
von Pol zu Pol schwarz wie das Grab,
dank ich welch immer Gottes Bild
die unbezwung'ne Seel mir gab.

Wenn grausam war des Lebens Fahrt,
habt ihr nie zucken, schrein mich sehn!
Des Schicksals Knüppel schlug mich hart
mein blut'ger Kopf blieb aufrecht stehn!

Ob zornerfüllt, ob tränenvoll,
ob Jenseitsschrecken schon begann:
das Grauen meines Alters soll
mich furchtlos finden, jetzt und dann.

Egal wie schmal das Tor wie groß,
wieviel Bestrafung ich auch zähl.
Ich bin der Meister meines Los.
Ich bin der Captain meiner Seel.

William Ernest Henley (freie deutsche Übersetzung)

Wölfe

Der alte Indianer Seskateh und sein Enkel Tahuameh sitzen am Lagerfeuer. Seskateh, von vielen Wintern gezeichnet, ist ein weiser Mann. Tahuameh verehrt seinen Großvater. Er liebt vor allem die vielen Geschichten, die der alte Mann zu erzählen weiß.

Eine Zeit lang starren beide wortlos in die lodernden Flammen. Nach einer Weile fordert der Kleine seinen Großvater auf ihm eine Geschichte zu erzählen. Und so beginnt der weise Mann….

„In deinem Leben wird dir vieles widerfahren. Doch wisse, dass alles was dir widerfährt aus deinem Herzen kommt. In deinem Herzen leben zwei Wölfe. Der eine Wolf, ist der Wolf der Dunkelheit, der Grausamkeit, der Rachsucht, der Gier, der Macht, der Ängste, des Misstrauens, des Hasses, der Feindschaft, des Kampfes und der Verzweiflung. Er bringt dir böse Träume, viel Leid und Schmerz. Der andere Wolf, ist der Wolf des Lichts, der Hoffnung, der Lebensfreude, der Güte, der Zuneigung, des Mitgefühls, der Aufrichtigkeit, der Demut und der Liebe. Er bringt dir gute Träume, er gibt dir Mut und Hoffnung, er zeigt dir den rechten Weg und gibt dir weisen Rat.“

Tahuameh sieht seinen Großvater an. Der Alte schweigt eine Weile. Voller Ungeduld sagt der Kleine „Erzähl weiter, Großvater. Was ist mit den Wölfen in meinem Herzen?“ Und so fährt der Alte fort…

„Beide Wölfe ringen oft miteinander. Sie umkreisen sich gegenseitig und flätschen ihre Zähne. Sie kämpfen und gehen sich gegenseitig an die Kehlen. So lange bis einer der beiden kraftlos zu Boden sinkt. Doch sie können nicht sterben. Denn sie sind keine gewöhnlichen Wölfe. Immer wieder, Nacht für Nacht, Tag für Tag erwachen sie zu neuem Leben und beginnen von vorn. Sie ruhen niemals.“

„Welcher Wolf gewinnt ?“ fragt der Enkel.

Und der alte Indianer antwortet: „Der, den du fütterst!“

Wichtige Dinge zuerst

Ein Philosophie-Professor stand vor seinem Kurs und hatte ein kleines Experiment vor sich aufgebaut: Ein sehr großes Marmeladenglas und drei geschlossene Kisten. Als der Unterricht begann, öffnete er die erste Kiste und holte daraus Golfbälle hervor, die er in das Marmeladenglas füllte. Er fragte die Studenten, ob das Glas voll sei. Sie bejahten es.

Als nächstes öffnete der Professor die zweite Kiste. Sie enthielt M&Ms. Diese schüttete er zu den Golfbällen in das Glas. Er bewegte den Topf sachte und die M&Ms rollten in die Leerräume zwischen den Golfbällen. Dann fragte er die Studenten wiederum, ob der Topf nun voll sei. Sie stimmten zu.

Daraufhin öffnete der Professor die dritte Kiste. Sie enthielt Sand. Diesen schüttete er ebenfalls in den Topf zu dem Golfball-M&M-Gemisch. Logischerweise füllte der Sand die verbliebenen Zwischenräume aus. Er fragte nun ein drittes Mal, ob der Topf nun voll sei. Die Studenten antworteten einstimmig "ja".

Der Professor holte zwei Dosen Bier unter dem Tisch hervor, öffnete diese und schüttete den ganzen Inhalt in den Topf und füllte somit den letzten Raum zwischen den Sandkörnern aus. Die Studenten lachten.

"Nun", sagte der Professor, als das Lachen nachließ, "ich möchte, dass Sie dieses Marmeladenglas als Ihr Leben ansehen.

Die Golfbälle sind die wichtigen Dinge in Ihrem Leben: Ihre Familie, Ihre Kinder, Ihre Gesundheit, Ihre Freunde, die bevorzugten, ja leidenschaftlichen Aspekte Ihres Lebens, welche, falls in Ihrem Leben alles verloren ginge und nur noch diese verbleiben würden, Ihr Leben trotzdem noch erfüllen würden."

Er fuhr fort: "Die M&Ms symbolisieren die anderen Dinge im Leben wie Ihre Arbeit, ihr Haus, Ihr Auto. Der Sand ist alles Andere, die Kleinigkeiten."

"Falls Sie den Sand zuerst in das Glas geben", schloss der Professor, "hat es weder Platz für die M&Ms noch für die Golfbälle. Dasselbe gilt für Ihr Leben. Wenn Sie all Ihre Zeit und Energie in Kleinigkeiten investieren, werden Sie nie Platz haben für die wichtigen Dinge. Achten Sie zuerst auf die Golfbälle, die Dinge, die wirklich wichtig sind. Setzen Sie Ihre Prioritäten. Der Rest ist nur Sand."

Einer der Studenten erhob die Hand und wollte wissen, was denn das Bier repräsentieren soll.

Der Professor schmunzelte: "Ich bin froh, dass Sie das fragen. Das zeigt Ihnen, egal wie schwierig Ihr Leben auch sein mag, es ist immer noch Platz für ein oder zwei Bier."

Irgendjemand

Eine kleine Geschichte

Da ist eine kleine Geschichte über vier Kollegen
namens Jeder, Jemand, Irgendjemand und Niemand.

Es ging darum, eine wichtige Arbeit zu erledigen und
Jeder war sicher, dass sich Jemand darum kümmert.

Irgendjemand hätte es tun können, aber Niemand tat es.

Jemand wurde wütend, weil es Jeder's Arbeit war.

Jeder dachte, Irgendjemand könnte es machen, aber
Niemand wusste, dass Jeder es nicht tun würde.

Schließlich beschuldigte Jeder Jemand, weil Niemand tat,
was Irgendjemand hätte tun können.

Spatz

Es war einmal ein Spatz,
der zu spät nach Süden geflogen ist und in der Luft gefroren ist.

Er ist auf die Erde geplumpst,
und zu allem Übel hat auch noch 'ne Kuh drauf geschissen.

Aber in diesem Dunghaufen war es so schön warm das der Spatz aufgetaut ist.

Tja, und weil ihm so warm ist und er froh ist am Leben zu sein fängt er an zu singen.

Das Geträller hört zu seinem Pech 'ne hungrige Katze,
die sich den Fladen genauer ansieht ihn prompt entdeckt und frißt.

Und die Moral von der Geschichte :

Nicht jeder der dich mit Scheiße überhäuft ist dein Feind,
nicht jeder, der dich aus der Scheiße befreit, ist deswegen gleich Dein Freund.

Und wenn du's gemütlich warm hast und zufrieden bist,
unabhängig davon wo du steckst,
reiß blos dein Maul nicht auf!

Aus dem Film Assassins

Der Fuchs und der Skorpion

Der Skorpion trifft einen Frosch, er fragt den Frosch: Kannst Du mich auf Deinen Rücken nehmen und über den Fluss tragen?

Der Frosch sagt: Nein, das tu ich nicht, denn dann wirst Du mich in der Mitte des Flusses stechen, und wir ertrinken beide. Aber das ist doch nicht vernünftig, antwortet der Skorpion, dann würde ich ja auch sterben. Ja, antwortet der Frosch also gut, ich werde Dich über den Fluss tragen.

Als der Frosch mit dem Skorpion auf dem Rücken in der Mitte des Flusses schwimmt, sticht der Skorpion den Frosch in den Rücken. Bevor beide ertrinken, spricht der Frosch: Warum hast Du das getan? Das ist doch nicht vernünftig, jetzt ertrinkst Du auch!

Und der Skorpion antwortet ihm, weißt Du, ich bin halt ein Skorpion, das ist mein Charakter, und das hat nichts mit Vernunft zu tun.

Das Original von Bertold Brecht

Ein Skorpion will einen Fluss überqueren, kann aber nicht schwimmen. Da kommt ein Fuchs vorbei. Der Skorpion fragt den Fuchs, ob er ihn nicht ans andere Ufer bringen könne. Der Fuchs verneint: "Schau lieber Skorpion, ich traue Dir nicht. Sobald ich Dich auf meinen Rücken lasse, würdest du mich stechen. Dann sterbe ich." Der Skorpion meint: "Aber da wäre ich ja dumm. Sobald du stirbst gehst Du unter, und ich mit Dir. Dann würden wir beide sterben. Du an meinem Gift, ich würde ertrinken. Daher sei dir gewiss, ich steche dich nicht!"

So läßt sich der Fuchs überreden, der Skorpion klettert auf seinen Rücken und die beiden schwimmen los. In der Mitte des Flusses sticht der Skorpion den Fuchs. Der Fuchs schreit auf: "Skorpion, was hast du getan!? Wieso hast du mich gestochen? Jetzt sterben wir beide!" Der Skorpion sagt: "Ja, was soll ich machen ? So ist nun einmal meine Natur"... (... alles andere ist Illusion ...)

Eine Variante aus StarTrek

Herkunft und Art

Es interessiert mich nicht, wer du bist und wie du hergekommen bist.
Ich will wissen, ob du mit mir in der Mitte des Feuers stehen wirst und nicht zurückschreckst.

Es interessiert mich nicht, wie alt du bist.
Ich will wissen, ob du es riskierst, wie ein Narr auszusehen, um deiner Zukunft willen, um deiner Träume willen und für das Abenteuer des Lebendigseins.

Es interessiert mich nicht, zu erfahren, wo du lebst und wie viel Geld du hast.
Ich will wissen, ob du aufstehen kannst nach einer Nacht der Trauer und der Verzweiflung, erschöpft und bis auf die Knochen zerschlagen, und tust, was für deine Kinder getan werden muss.

Löwe oder Gazelle

Every morning in Africa, a gazelle wakes up. It knows it must run faster than the fastest lion or it will die.
Every morning in Africa, a lion wakes up. It knows it must run faster than the slowest gazelle or it will starve to death.
It doesn't matter whether you are a lion or a gazelle; when the sun comes up, you'd better be running.

Weisheit aus Afrika

Auszug aus dem Buch "Sprengstoff":

>>Sie erinnern mich an eine Geschichte, die mir passiert ist, als ich so alt war wie mein Sohn heute. In der Gegend, in der ich aufgewachsen bin, gab es einen Hund in der Nachbarschaft, Hell's Kitchen in New York. Noch vor dem zweiten Weltkrieg während der Depression. Dort wohnte auch ein Mann namens Piazzi, und der hatte ein schwarze Hündin, eine Promenadenmischung, die er Andrea nannte. Aber jeder hat sie einfach nur Mr. Piazzis Hund genannt. Er hielt sie die ganze Zeit an der Kette, aber sie wurde niemals böse. Nicht bis zu diesem bestimmten Tag, ein heißer Tag im August. Könnte 1937 gewesen sein. Sie sprang einen kleinen Jungen an, der sie streicheln wollte; er mußte für einen ganzen Monat ins Krankenhaus. Sein Hals mußte mit siebenunddreißig Stichen genäht werden. Und ich hatte gewußt, daß das irgendwann einmal passieren würde. Dieser Hund stand den ganzen Tag lang in der Sonne und das jeden Tag, den ganzen Sommer lang. So um Mitte Juni rum hörte er auf, mit dem Schwanz zu wedeln, wenn die Kinder ihn streichelten. Dann fing er an, die Augen zu verdrehen. Ab Ende Juli knurrte er ganz tief hinten in der Kehle, wenn jemand sich ihm näherte. Als er damit anfing, hab' ich aufgehört, ihn zu streicheln. Die Leute haben gleich gefragt: >Was ist los mit dir, Sal? Hast du etwa Schiß?< Und ich hab' gesagt: >Nee, ich hab' keinen Schiß, aber ich bin auch nicht blöd. Der Hund da ist böse geworden.< Aber alle behaupteten: >Stell dich nicht an, Sal. Mr. Piazzis Hund beißt nicht, der hat noch nie jemanden gebissen. Er würde nicht mal einem Baby etwas tun, das den Kopf in seinen Rachen steckt.< Und ich hab' gesagt: >Streichelt ihn ruhig weiter, es gibt kein Gesetz, das das Streicheln von Hunden verbietet, aber ich werde es nicht tun.< Na, und dann sind sie herumgelaufen und haben überall erzählt: >Sally ist ein Angsthase. Sally ist feige. Sally klammert sich an den Rockzipfel seiner Mutter, wenn er an Mr. Piazzis hund vorbeigehen muß.< Sie wissen ja, wie Kinder sind.<<
>>Ich weiß<<
>>Der Junge, der am lautesten gebrüllt hat, den hat's dann schließlich erwischt. Luigi Bronticelli hat er geheißen. Ein kleiner Jude, genau wie ich.<<
Magliore lachte.
>>An einem Tag im August, es war so heiß, daß man ein Spiegelei auf dem Bürgersteig braten konnte, ist er zu Mr. Piazzis Hund gegangen und hat ihn gestreichelt. Und seitdem kann er nur noch flüstern. Er hat jetzt ein Herrenfriseurgeschäft in Manhatten, und alle Leute nennen ihn bloß noch den flüsternden Luigi.<<
Magliore lächelte ihm zu.
>>Sie erinnern mich an Mr. Piazzis Hund. Sie knurren zwar noch nicht, aber wenn jemand Sie streicheln will, verdrehen Sie die Augen. Und Sie haben schon vor langer Zeit aufgehört, mit dem Schwanz zu wedeln. Pete, gib ihm seine Sachen zurück!<<
Er war schon durch die Tür getreten, als Magliore ihm plötzlich nachrief:
>>Wissen Sie auch, was mit Mr. Piazzis Hund passiert ist, Mister? Man hat ihn vergast.<<

Richard Bachmann, Sprengstoff

Der Clown

Als Kind, da hat er schon getanzt auf dem Seil
Hoppla hopp, hoppla hopp, hoppla hopp
Er ist auf dem Pony geritten, wie ein Pfeil
Hoppla hopp, hoppla hopp, hoppla hopp

Er wollte alle Menschen immer lachen machen
und machte er selber auch ein trauriges Gesicht
er konnte auch die komischsten Sachen machen
aber selber gelacht hat er nicht

Der Clown, der Clown
war immer lustig anzuschau'n
doch keinen liess der Clown, der Clown
in sein Herz hineinschau'n

Dann trieb ihn das Leben hinaus in die Welt
Hoppla hopp, hoppla hopp, hoppla hopp
Sein zu Haus', seine Heimat, das war das Zirkuszelt
Hoppla hopp, hoppla hopp, hoppla hopp

Er stand im Scheinwerferlicht, und das Publikum lachte
er lebte von Flitter, von Glanz und Applaus
doch je schneller er die große Karriere machte
umso einsamer sah es in ihm aus

Der Clown, der Clown
war immer lustig anzuschau'n
doch keinen liess der Clown, der Clown
in sein Herz hineinschau'n

Er wurde alt und dann ging's nicht mehr so
Hoppla hopp, hoppla hopp, hoppla hopp
Seine Füße wurden kalt, und er fror im Trikot
Hoppla hopp, hoppla hopp, hoppla hopp

Und hinter ihm liegt nun ein langes Leben
bald wird sie verstummt sein, die Zirkusmelodie
er hat Millionen das Lachen gegeben
aber selber gelacht hat er nie

Der Clown, der Clown
war immer lustig anzuschau'n
doch keinen liess der Clown, der Clown
in sein Herz hineinschau'n

Auf der Bühne steht ein Clown,
gar traurig anzuschaun.
Und auf den Stühlen, hinternbesetzt,
weint man jetzt.
Der Clown greift sich ans Herz,
ein kurzer Stich, ein kurzer Schmerz.
Er blickt nach oben, stumm.
Dann fällt er um.
Und auf den Stühlen, hinternbesetzt
lacht man jetzt.

Der Zen-Meister und der kleine Junge

In einem armen Dorf lebt ein armer Junge. Und eines Tages bekommt dieser arme Junge von einem reichen Onkel ein Pferd geschenkt. Alle im Dorf sind neidisch und staunen und sagen: Dem kann’s ja gut gehen! Der hat ein Pferd! Was für ein Glück dieser Junge hat! Nur der Zen-Meister sagt: Wir werden sehen.
Eines Tages fällt der Junge vom Pferd und bricht sich ein Bein. Die Menschen im Dorf sagen: Was der arme Junge für ein Pech hat! Jetzt geht es ihm so schlecht! Er tut uns so leid! Nur der Zen-Meister sagt: Wir werden sehen.
Dann bricht Krieg aus. Das Militär zieht alle männlichen Dorfbewohner ein – nur der Junge darf zu Hause bleiben, weil er ein gebrochenes Bein hat. Alle im Dorf sagen: Der hat’s gut! Der hat ein Glück! Nur der Zen-Meister sagt: Wir werden sehen.

Umwege erhöhen die Ortskenntnis

Ich gehe die Straße entlang
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig
Ich falle hinein
Ich bin verloren... Ich bin ohne Hoffnung
Es dauert endlos, wieder herauszukommen

Ich gehe dieselbe Straße entlang
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig
Ich tue so, als sähe ich es nicht
Ich falle wieder hinein
Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein
Aber es ist nicht meine Schuld
Immer noch dauert es sehr lange herauszukommen

Ich gehe dieselbe Straße entlang
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig
Ich sehe es
Ich falle immer noch hinein... aus Gewohnheit
Meine Augen sind offen
Ich weiß, wo ich bin
Es ist meine eigene Schuld
Ich komme sofort heraus

Ich gehe dieselbe Straße entlang
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig
Ich gehe darum herum

Ich gehe eine andere Straße"

Eckart von Hirschhause, GLÜCK kommt selten allein

Sun Tsu über Konsequenz und Mittel

König Helü, der Sun Tsu versicherte, er habe die «Dreizehn Kapital» genau studiert, bat um eine Demonstration von Sun Tsus Fähigkeiten als Kommandant. Ein Manöver. Und: Konnte Meister Sun den Krieg auch mit Frauen üben? Gewiss, sagte Sun Tsu; aus 180 Haremsdamen des Königs liess er zwei Kompanien zusammenstellen, gab den jungen Frauen Hellebarden in die Hand und machte des Königs Lieblingskonkubinen zu den Kommandantinnen. Als Helü zur Inspektion kam und Sun Tsu erste Befehle ausstiess, brachen die Frauen in schallendes Gelächter aus. Sun Tsu wiederholte seine Befehle, erläuterte sie und probierte es erneut: wieder Gelächter. Meister Sun liess die Lieblingskonkubinen wegen Insubordination festnehmen und ordnete ihre Hinrichtung an. Der König protestierte: Ohne seine beiden Gespielinnen verlöre er seinen Appetit. Sun Tsu blieb stur, sagte, offenbar gefielen dem König seine Worte, ihre Bedeutung habe er aber nicht verstanden. Als General verlangte er absolute Autorität über die Truppe. Die Frauen wurden hingerichtet. Und die Haremsdamen exerzierten zu Sun Tsus und des Königs Zufriedenheit.

Eine Weisheit der Dakota-Indianer

"Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab"

Doch in der heutigen Arbeitswelt und der Gesellschaft wird dieser Problematik häufig mit anderen Strategien begegnet.

  1. Wir bersorgen eine stärkere Peitsche.
  2. Wir wechseln den Reiter.
  3. Wir sagen: "So haben wir das Pferd doch immer geritten!"
  4. Wir gründen einen Arbeitskreis, um das Pferd zu analysieren.
  5. Wir besuchen andere Orte, um zu sehen, wie man dort tote Pferde reitet.
  6. Wir erhöhen die Qualitätsstandarts für den Beritt toter Pferde.
  7. Wir bilden ein Task Force, um das tote Pferd wiederzubeleben.
  8. Wir schieben eine Trainingseinheit, um besser reiten zu können.
  9. Wir stellen Vergleiche unterschiedlich toter Pferde an.
  10. Wir ändern die Kriterien, die besagen, ob ein Pferd tot ist.
  11. Wir kaufen Leute von außerhalb ein, um das tote Pferd zu reiten.
  12. Wir schirren mehrere tote Pferde zusammen an, damit sie schneller werden.
  13. Wir erklären: "Kein Pferd kann so tot sein, dass man es nicht mehr schlagen könnte."
  14. Wir machen zusätzliche Mittel locker, um die Leistung des toten Pferdes zu erhöhen.
  15. Wir machen eine Studie, um zu sehen, ob es billigere Berater gibt.
  16. Wir kaufen etwas zu, das tote Pferde schneller laufen lässt.
  17. Wir erklären, dass unser Pferd "besser, schneller und billiger" tot ist.
  18. Wir bilden einen Qualitätszirkel, um eine Verwendung für tote Pferde zu finden.
  19. Wir überarbeiten die Leistungsbedingungen für tote Pferde.
  20. Wir richten eine unabhängige Kostenstelle für tote Pferde ein.

Die Gedanken sind frei

1. Die Gedanken sind frei
wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei
wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
kein Jäger erschießen
mit Pulver und Blei:
Die Gedanken sind frei!

2. Ich denke, was ich will
und was mich beglücket,
doch alles in der Still’
und wie es sich schicket.
Mein Wunsch und Begehren
kann niemand verwehren,
es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei!

3. Und sperrt man mich ein
im finsteren Kerker,
das alles sind rein
vergebliche Werke.
Denn meine Gedanken
zerreißen die Schranken
und Mauern entzwei:
Die Gedanken sind frei!

4. Drum will ich auf immer
den Sorgen entsagen
und will mich auch nimmer
mit Grillen mehr plagen.
Man kann ja im Herzen
stets lachen und scherzen
und denken dabei:
Die Gedanken sind frei!

5. Ich liebe den Wein,
mein Mädchen vor allen,
sie tut mir allein
am besten gefallen.
Ich bin nicht alleine
bei meinem Glas Weine,
mein Mädchen dabei:
Die Gedanken sind frei!

A Declaration of the Independence of Cyberspace

Governments of the Industrial World, you weary giants of flesh and steel, I come from Cyberspace, the new home of Mind. On behalf of the future, I ask you of the past to leave us alone. You are not welcome among us. You have no sovereignty where we gather.

We have no elected government, nor are we likely to have one, so I address you with no greater authority than that with which liberty itself always speaks. I declare the global social space we are building to be naturally independent of the tyrannies you seek to impose on us. You have no moral right to rule us nor do you possess any methods of enforcement we have true reason to fear.

Governments derive their just powers from the consent of the governed. You have neither solicited nor received ours. We did not invite you. You do not know us, nor do you know our world. Cyberspace does not lie within your borders. Do not think that you can build it, as though it were a public construction project. You cannot. It is an act of nature and it grows itself through our collective actions.

You have not engaged in our great and gathering conversation, nor did you create the wealth of our marketplaces. You do not know our culture, our ethics, or the unwritten codes that already provide our society more order than could be obtained by any of your impositions.

You claim there are problems among us that you need to solve. You use this claim as an excuse to invade our precincts. Many of these problems don't exist. Where there are real conflicts, where there are wrongs, we will identify them and address them by our means. We are forming our own Social Contract. This governance will arise according to the conditions of our world, not yours. Our world is different.

Cyberspace consists of transactions, relationships, and thought itself, arrayed like a standing wave in the web of our communications. Ours is a world that is both everywhere and nowhere, but it is not where bodies live.

We are creating a world that all may enter without privilege or prejudice accorded by race, economic power, military force, or station of birth.

We are creating a world where anyone, anywhere may express his or her beliefs, no matter how singular, without fear of being coerced into silence or conformity.

Your legal concepts of property, expression, identity, movement, and context do not apply to us. They are all based on matter, and there is no matter here.

Our identities have no bodies, so, unlike you, we cannot obtain order by physical coercion. We believe that from ethics, enlightened self-interest, and the commonweal, our governance will emerge. Our identities may be distributed across many of your jurisdictions. The only law that all our constituent cultures would generally recognize is the Golden Rule. We hope we will be able to build our particular solutions on that basis. But we cannot accept the solutions you are attempting to impose.

In the United States, you have today created a law, the Telecommunications Reform Act, which repudiates your own Constitution and insults the dreams of Jefferson, Washington, Mill, Madison, DeToqueville, and Brandeis. These dreams must now be born anew in us.

You are terrified of your own children, since they are natives in a world where you will always be immigrants. Because you fear them, you entrust your bureaucracies with the parental responsibilities you are too cowardly to confront yourselves. In our world, all the sentiments and expressions of humanity, from the debasing to the angelic, are parts of a seamless whole, the global conversation of bits. We cannot separate the air that chokes from the air upon which wings beat.

In China, Germany, France, Russia, Singapore, Italy and the United States, you are trying to ward off the virus of liberty by erecting guard posts at the frontiers of Cyberspace. These may keep out the contagion for a small time, but they will not work in a world that will soon be blanketed in bit-bearing media.

Your increasingly obsolete information industries would perpetuate themselves by proposing laws, in America and elsewhere, that claim to own speech itself throughout the world. These laws would declare ideas to be another industrial product, no more noble than pig iron. In our world, whatever the human mind may create can be reproduced and distributed infinitely at no cost. The global conveyance of thought no longer requires your factories to accomplish.

These increasingly hostile and colonial measures place us in the same position as those previous lovers of freedom and self-determination who had to reject the authorities of distant, uninformed powers. We must declare our virtual selves immune to your sovereignty, even as we continue to consent to your rule over our bodies. We will spread ourselves across the Planet so that no one can arrest our thoughts.

We will create a civilization of the Mind in Cyberspace. May it be more humane and fair than the world your governments have made before.

by John Perry Barlow
Davos, Switzerland
February 8, 1996

Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace

Regierungen der industriellen Welt, Ihr müden Giganten aus Fleisch und Stahl, ich komme aus dem Cyberspace, der neuen Heimat des Geistes. Im Namen der Zukunft bitte ich Euch, Vertreter einer vergangenen Zeit: Laßt uns in Ruhe! Ihr seid bei uns nicht willkommen. Wo wir uns versammeln, besitzt Ihr keine Macht mehr.

Wir besitzen keine gewählte Regierung, und wir werden wohl auch nie eine bekommen - und so wende ich mich mit keiner größeren Autorität an Euch als der, mit der die Freiheit selber spricht. Ich erkläre den globalen sozialen Raum, den wir errichten, als gänzlich unabhängig von der Tyrannei, die Ihr über uns auszuüben anstrebt. Ihr habt hier kein moralisches Recht zu regieren noch besitzt Ihr Methoden, es zu erzwingen, die wir zu befürchten hätten.

Regierungen leiten Ihre gerechte Macht von der Zustimmung der Regierten ab. Unsere habt Ihr nicht erbeten, geschweige denn erhalten. Wir haben Euch nicht eingeladen. Ihr kennt weder uns noch unsere Welt. Der Cyberspace liegt nicht innerhalb Eurer Hoheitsgebiete. Glaubt nicht, Ihr könntet ihn gestalten, als wäre er ein öffentliches Projekt. Ihr könnt es nicht. Der Cyberspace ist ein natürliches Gebilde und wächst durch unsere kollektiven Handlungen.

Ihr habt Euch nicht an unseren großartigen und verbindenden Auseinandersetzungen beteiligt, und Ihr habt auch nicht den Reichtum unserer Marktplätze hervorgebracht. Ihr kennt weder unsere Kultur noch unsere Ethik oder die ungeschriebenen Regeln, die unsere Gesellschaft besser ordnen als dies irgendeine Eurer Bestimmungen vermöchte.

Ihr sprecht von Problemen, die wir haben, aber die nur Ihr lösen könnt. Das dient Eurer Invasion in unser Reich als Legitimation. Viele dieser Probleme existieren gar nicht. Ob es sich aber um echte oder um nur scheinbare Konflikte handelt - wir werden sie lokalisieren und mit unseren Mitteln angehen. Wir schreiben unseren eigenen Gesellschaftsvertrag. Unsere Regierungsweise wird sich in Übereinstimmung mit den Bedingungen unserer Welt entwickeln, nicht Eurer. Unsere Welt ist anders.

Der Cyberspace besteht aus Beziehungen, Transaktionen und dem Denken selbst, positioniert wie eine stehende Welle im Netz der Kommunikation. Unsere Welt ist überall und nirgends, und sie ist nicht dort, wo Körper leben.

Wir erschaffen eine Welt, die alle betreten können ohne Bevorzugung oder Vorurteil bezüglich Rasse, Wohlstand, militärischer Macht und Herkunft.

Wir erschaffen eine Welt, in der jeder Einzelnen an jedem Ort seine oder ihre Überzeugungen ausdrücken darf, wie individuell sie auch sind, ohne Angst davor, im Schweigen der Konformität aufgehen zu müssen.

Eure Rechtsvorstellungen von Eigentum, Redefreiheit, Persönlichkeit, Freizügigkeit und Kontext treffen auf uns nicht zu. Sie alle basieren auf der Gegenständlichkeit der materiellen Welt. Es gibt im Cyberspace keine Materie.

Unsere persönlichen Identitäten haben keine Körper, so daß wir im Gegensatz zu Euch nicht durch physische Gewalt reglementiert werden können. Wir glauben daran, daß unsere Regierungsweise sich aus der Ethik, dem aufgeklärten Selbstinteresse und dem Gemeinschaftswohl eigenständig entwickeln wird. Unsere Identitäten werden möglicherweise über die Zuständigkeitsbereiche vieler Eurer Rechtssprechungen verteilt sein. Das einzige Gesetz, das alle unsere entstehenden Kulturen grundsätzlch anerkennen werden, ist die Goldene Regel. Wir hoffen, auf dieser Basis in der Lage zu sein, für jeden einzelnen Fall eine angemessene Lösung zu finden. Auf keinen Fall werden wir Lösungen akzeptieren, die Ihr uns aufzudrängen versucht.

In den Vereinigten Staaten habt Ihr mit dem "Telecommunications Reform Act" gerade ein Gesetz geschaffen, das Eure eigene Verfassung herabwürdigt und die Träume von Jefferson, Washington, Mill, Madison, Tocqueville und Brandeis beleidigt. Diese Träume müssen nun in uns wiedergeboren werden.

Ihr erschreckt Euch vor Euren eigenen Kindern, weil sie Eingeborene einer Welt sind, in der Ihr stets Einwanderer bleiben werdet. Weil Ihr sie fürchtet, übertragt Ihr auf Eure Bürokratien die elterliche Verantwortung, die Ihr zu feige seid, selber auszüben. In unserer Welt sind alle Gefühle und Ausdrucksformen der Humanität Teile einer umfassenden und weltumspannenden Konversation der Bits. Wir können die Luft, die uns erstickt, von der nicht trennen, die unsere Flügel emporhebt.

In China, Deutschland, Frankreich, Rußland, Singapur, Italien und den USA versucht Ihr, den Virus der Freiheit abzuwehren, indem Ihr Wachposten an den Grenzen des Cyberspace postiert. Sie werden die Seuche für eine Weile eindämmen können, aber sie werden ohnmächtig sein in einer Welt, die schon bald von digitalen Medien umspannt sein wird.

Eure in steigendem Maße obsolet werdenden Informationsindustrien möchten sich selbst am Leben erhalten, indem sie - in Amerika und anderswo - Gesetze vorschlagen, die noch die Rede selbst weltweit als Besitz definieren. Diese Gesetze würden Ideen als nur ein weiteres industrielles Produkt erklären, nicht ehrenhafter als Rohmetall. In unserer Welt darf alles, was der menschliche Geist erschafft, kostenfrei unendlich reproduziert und distribuiert werden. Die globale Übermittlung von Gedanken ist nicht länger auf Eure Fabriken angewiesen.

Die zunehmenden feindlichen und kolonialen Maßnahmen versetzen uns in die Lage früherer Verteidiger von Freiheit und Selbstbestimmung, die die Autoritäten ferner und unwissender Mächte zurückweisen mußten. Wir müssen unser virtuelles Selbst Eurer Souveränität gegenüber als immun erklären, selbst wenn unsere Körper weiterhin Euren Regeln unterliegen. Wir werden uns über den gesamten Planeten ausbreiten, auf daß keiner unsere Gedanken mehr einsperren kann.

Wir werden im Cyberspace eine Zivilisation des Geistes erschaffen. Möge sie humaner und gerechter sein als die Welt, die Eure Regierungen bislang errichteten.

John Perry Barlow
Davos, Switzerland
February 8, 1996

Assassins Creed

Das Credo

  1. Wo andere blindlings der Wahrheit folgen, bedenke, nichts ist wahr
    • Wer sagt das nichts wahr ist, hat die grundsätzliche Zerbrechlichkeit der Gesellschaft erkannt, und das wir die Hüter unserer eigenen Kultur sein müssen.
  2. Wo andere begrenzt sind, von Moral, oder Gesetz, bedenke, alles ist erlaubt
    • Wer sagt das alles erlaubt ist, hat verstanden das wir die Architekten unserer Handlungen sind, und mit ihren Konsequenzen leben müssen.
  3. Wir arbeiten im dunkeln um dem Licht zu dienen. Wir sind Assassinen.

Das Credo der Assassinen-Bruderschaft lehrt uns das uns nichts verboten ist. Einst dachte ich das ich also jede Freiheit hätte und meine Ideale um jeden Preis verfolgen könnte. Nun verstehe ich. Es ist kein Freibrief. Das Credo, ist eine Warnung. Ideale werden allzu schnell zu Dogmen, und Dogmen werden zu Fanatismus. Keine höhere Macht wird über uns richten, und kein höheres Wesen wird uns für unsere Sünden bestrafen. Am Ende, können wir uns nur selbst vor unserem Verlangen schützen. Nur wir entscheiden ob der Weg den wir einschlagen einen zu hohen Preis fordert. Wir halten uns selbst für Erlöser, für Rächer, für Retter. Wir führen Krieg gegen anders denkende. Und die führen Krieg gegen uns. Wir träumen davon der Welt unseren Stempel aufzudrücken.

Uns muss keiner Sagen was wir tun sollen. Wir können dem eigenen Weg folgen. Es gibt Leute die uns diese Freiheit nehmen wollen. Und zu viele von Euch geben sie freudig her. Aber wir können wählen, was immer wir für wahr halten. Das macht uns zu Menschen. Und kein Buch, kein Lehrer zeigt euch die Antwort, den richtigen Weg. Geht euren eigenen Weg.

Manifest

Another one got caught today, it's all over the papers. "Teenager Arrested in Computer Crime Scandal", "Hacker Arrested after Bank Tampering"... Damn kids. They're all alike.

But did you, in your three-piece psychology and 1950's technobrain, ever take a look behind the eyes of the hacker? Did you ever wonder what made him tick, what forces shaped him, what may have molded him? I am a hacker, enter my world... Mine is a world that begins with school... I'm smarter than most of the other kids, this crap they teach us bores me... Damn underachievers. They're all alike.

I'm in junior high or high school. I've listened to teachers explain for the fifteenth time how to reduce a fraction. I understand it. "No, Ms. Smith, I didn't show my work. I did it in my head..." Damn kid. Probably copied it. They're all alike.

I made a discovery today. I found a computer. Wait a second, this is cool. It does what I want it to. If it makes a mistake, it's because I screwed it up. Not because it doesn't like me...Or feels threatened by me...Or thinks I'm a smart ass...Or doesn't like teaching and shouldn't be here... Damn kid. All he does is play games. They're all alike.

And then it happened... a door opened to a world... rushing through the phone line like heroin through an addict's veins, an electronic pulse is sent out, a refuge from the day-to-day incompetencies is sought... a board is found. "This is it... this is where I belong..." I know everyone here... even if I've never met them, never talked to them, may never hear from them again... I know you all... Damn kid. Tying up the phone line again. They're all alike...

You bet your ass we're all alike... we've been spoon-fed baby food at school when we hungered for steak... the bits of meat that you did let slip through were pre-chewed and tasteless. We've been dominated by sadists, or ignored by the apathetic. The few that had something to teach found us willing pupils, but those few are like drops of water in the desert.

This is our world now... the world of the electron and the switch, the beauty of the baud. We make use of a service already existing without paying for what could be dirt-cheap if it wasn't run by profiteering gluttons, and you call us criminals. We explore... and you call us criminals. We seek after knowledge... and you call us criminals. We exist without skin color, without nationality, without religious bias... and you call us criminals. You build atomic bombs, you wage wars, you murder, cheat, and lie to us and try to make us believe it's for our own good, yet we're the criminals.

Yes, I am a criminal. My crime is that of curiosity. My crime is that of judging people by what they say and think, not what they look like. My crime is that of outsmarting you, something that you will never forgive me for.

I am a hacker, and this is my manifesto. You may stop this individual, but you can't stop us all... after all, we're all alike.

+++The Mentor+++

deutsche Übersetzung

Heute wurde schon wieder einer erwischt, es ist in allen Zeitungen: "Jugendlicher wegen Datendiebstahl verhaftet!", "Hacker brach in Bankrechner ein"... Verdammte Kids. Die sind doch alle gleich.

Aber hast du jemals, mit deiner billigen Alltagspsychologie und deinem veralteten Technikwissen von 1950, dich in einen Hacker hineinversetzt? Hast du dich jemals gefragt was ihn steuert, welche Kräfte ihn geformt haben, was ihn zu dem gemacht hat, was er jetzt ist? Ich bin ein Hacker, komm in meine Welt... Meine Welt fängt mit Schule an... ich bin intelligenter als die meisten in meiner Klasse, die ganze Kacke die wir beigebracht kriegen, langweilt mich... Scheiss desinteressierte Gören. Die sind doch alle gleich.

Ich bin in der High School. Ich habe den Lehrer jetzt schon zum fünfzigsten Mal erklären hören, wie man einen Bruch kürzt. Ich habs kapiert!! "Oh nein, Frau Lehrerin, ich hab die Rechnung nicht ausführlich hingeschrieben, ich habs nämlich im Kopf gemacht!" Freches Gör. Hats wahrscheinlich abgeschrieben. Die sind doch alle gleich.

Ich habe heute eine Entdeckung gemacht. Ich habe einen Computer gefunden. Hey, warte mal, das hier is cool. Es macht was ich sage.

Wenn es einen Fehler macht, ist es weil ich Mist gebaut hab... nicht weil es mich nicht leiden kann...oder es sich von mir bedroht fühlt... oder denkt ich sei einfach nur ein smartes Arschloch... oder weil es keine Lust hat hier zu sein und zu unterrichten... Oh dieser Teenager. Alles was er macht ist herumspielen. Die sind doch alle gleich.

Und dann ist es passiert... eine Tür zu einer anderen Welt öffnete sich... durch Telefonleitungen schießen wie Heroin durch die Adern eines Süchtigen, ein elektronischer Impuls wird losgeschickt, auf der Suche nach einer Zuflucht vor der alltäglichen Kraftlosigkeit... ein Ziel ist gefunden: "Das ist es... hier fühle ich mich zuhause..." Ich kenne jeden hier...auch wenn ich nie einen getroffen, nie mit einem geredet habe, ich werde es vielleicht auch nie tun... und doch kenne ich euch alle... Dieser Teenager wieder. Hält schon wieder die Telefonleitung besetzt. Die sind doch alle gleich...

Du kannst deinen Arsch verwetten, dass wir alle gleich sind... Wir wurden in der Schule mit "Baby-Futter" gefüttert, als wir nach Steaks lechzten... die paar Stückchen Fleisch die wir dann doch bekommen haben waren entweder vorgekaut oder ungenießbar. Wir wurden von Sadisten regiert, oder von apathischen Langweilern ignoriert. Die paar die uns etwas beizubringen wussten, fanden in uns willige Schüler, doch es waren so wenige wie Regentropfen in der Wüste.

Dies ist unsere Welt... die Welt des Elektrons, die Schönheit des Baud. Wir nutzen einen Dienst der schon lange existiert, ohne dafür zu bezahlen. Dieser Dienst könnte spottbillig sein, wenn die Macht darüber nicht in den Händen kapitalistischer, geldgeiler Haie liegen würde... und IHR nennt UNS Verbrecher! Wir erkunden... und ihr nennt uns Verbrecher. Wir sind auf der Suche nach Wissen... und ihr nennt uns Verbrecher. Wir existieren ohne Hautfarbe, ohne Nationalität und ohne religiöse Vorurteile... und ihr nennt uns Verbrecher. Ihr baut Atombomben, zettelt Kriege an, ihr tötet, betrügt und lügt uns an... und dann versucht ihr uns einzureden, es sei nur um unseretwillen, und trotzdem sind wir die Verbrecher.

JA, ich bin ein Verbrecher. Mein Verbrechen ist Neugier. Mein Verbrechen ist, daß ich die Menschen danach beurteile was sie sagen, und nicht nach ihrem Aussehen. Mein Verbrechen ist, dass ich smarter bin als ihr, etwas das ihr mir nie verzeihen werdet.

Ich bin ein Hacker und dies ist mein Manifest. Ihr könnt zwar dieses Individuum stoppen, aber es wird euch nie gelingen uns alle aufzuhalten... Denn letztendlich sind wir alle gleich.


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